In dem Dokumentarfilm „Das Abendland und die Weltherrschaft“ spricht der Historiker Niall Ferguson über den Einfluss der protestantischen (christlichen) Arbeitsethik auf das Wirtschaftswachstum der westlichen Länder.
Die Beziehung zwischen Religion und Ökonomie wurde von Max Weber studiert, der ein Buch über die „heilige Verbindung“ zwischen Protestantismus und wirtschaftlicher Entwicklung schrieb (Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 1930).
Im Zentrum dieser „heiligen Verbindung“ steht die Beobachtung, dass für die Protestanten die Heiligkeit eine Art von schwer arbeitender Heiligkeit ist. Bei anderen Religionen hingegen wird die Heiligkeit von der restlichen Welt getrennt, die Klöster, Mönche und Eremiten pflegen. Die Arbeit an sich ist ein persönlicher Gottesdienst, ein Anzeichen von spiritueller Andacht und Wetteifer für das Reich Gottes.
Niall Ferguson ist Atheist und er stellt eine theoretische Ansicht dieses Themas dar. Er betrachtet die protestantische Arbeitsethik nicht in Übereinstimmung mit ihrer Quelle, der Bibel. Der Dokumentarfilm gibt den Eindruck, als ob die wirtschaftliche Entwicklung ein gemeinsames Projekt der Protestanten gewesen wäre, und dass die Sparsamkeit und die Anhäufung von Kapital für sie Werte an sich gewesen wären.
Diese Betrachtungsweise richtet sich jedoch gegen die Lehre von Jesus und sicher auch gegen die ursprünglichen Ziele der Protestanten, denn Jesus sagt:
[framed_box rounded=“true“ align=“center“]Macht euch keine Sorgen um das, was ihr an Essen und Trinken zum Leben und an Kleidung für euren Körper braucht. Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte, und euer Vater im Himmel ernährt sie doch.
Seht euch die Lilien auf dem Feld an. Sie wachsen, ohne sich abzumühen und ohne zu spinnen und zu weben und doch sage ich euch: Sogar Salomo in all seiner Pracht war nicht so schön gekleidet wie eine von ihnen.
Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben. Matthäus 6:25-33[/framed_box]
[blockquote align=“left“]Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch alles Übrige dazugegeben.[/blockquote]
Dies sagt aus, dass das wirtschaftliche Wachstum als Begleiterscheinung durch das Bewusstsein der Protestanten entstand. In den Anfängen konzentrierten sie sich darauf, Zusammenhang, Wohlbefinden und Geborgenheit unter den Menschen zu schaffen. Arbeit galt nicht nur als Mittel, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern eher als eine Dienstleistung an Gott.
Jesus sagt:
[framed_box rounded=“true“ align=“center“]Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan! Matthäus 25:40[/framed_box]
Die Anhäufung von Kapital wurde zum Zeichen des Wachstums von spirituellem Kapital.
Die größte Religion der modernen Welt, der Kapitalismus, der als Nebenprodukt durch die Andacht und geistigen Wetteifer der Protestanten entwickelt wurde, hat seine eigenen Nachkommen verraten und ist kläglich gescheitert beim Aufrechterhalten von Prinzipien, die die eigene nachhaltige Entwicklung sichern.
In seinem Dokumentarfilm nennt Niall Ferguson diese Prinzipien, die das wirtschaftliche Wachstum möglich gemacht haben, Killerapplikationen (Killer Apps). Diese sind Wettbewerb, Wissenschaft, (privates) Eigentum, Medizin, Konsum und Arbeitsmoral. Der Wettbewerb ist sowohl politischer Pluralismus als auch freier Wettbewerb im Handel. Er ist die Freiheit der Wissenschaft und Forschung, Regel des Gesetzes und wissenschaftliche Methode; das bedeutet, dass alles eine logische Begründung haben sollte.
Aber dem Kapitalismus ist es nicht einmal gelungen, die zentrale Idee der freien Marktwirtschaft zu bewahren, so dass jeder für seine eigenen Gewinne und Verluste haftbar sein soll. Privatbesitz ist zu einem Trick geworden, mit dem man Profite privatisiert und Verluste sozialisiert. Die Banker stehen praktisch bettelnd Schlange vor dem Sozialamt, um sich von den Steuerzahlern ihre Kasinospielerei zu bezahlen. Die Ressourcen der Steuerzahler werden durch gefällige Beihilfen von Weltpolitikern in Steuerparadiese auf private Bankkonten übergeführt.
Die Lehren des Kapitalismus stehen im Widerspruch zu der eigentlichen Botschaft des Evangeliums, weil der ideale Startpunkt von Geschäftsleuten ist, soviel Geld wie möglich aus Nichts zu machen- oder nur mit einer geringen Investition einen Haufen Geld zu machen. Aber Jesus sagt:
[framed_box rounded=“true“ align=“center“]Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es! Matthäus 10:8 [/framed_box]
Verschiedene Arten von Pyramidenschwindel wie „richtige“ Arten von wissenschaftlichen und technischen Anwendungen, die patentiert werden können, „geistige Eigentumsrechte“, Emissionshandel (moderner Ablasshandel) sind entwickelt worden, um Kapital für die führende Elite anzuhäufen. Heute ist die Entwicklung von Wissenschaft und Technologie wegen des verdorbenen Wirtschaftssystems ins Stocken geraten, das entwickelt wurde, um zu garantieren, dass der größte Anteil der Weltbevölkerung in seinem Elend kämpft, damit die Gruppe auserwählter Personen getrost weiter Kapital anhäufen kann. Dies wird u.a. in dem Film „Thrive“ (Gedeihen) gut beschrieben, deshalb gehe ich jetzt nicht näher darauf ein.
Die Erfolgsapplikationen, die die Wirtschaft zum Gedeihen brachten, wurden zu Schadprogrammen, die die Leute gegenüber alles skeptisch gemacht haben. Der Kapitalismus agiert in vielen Aspekten wie die katholische Kirche im finsteren Mittelalter, wenn er versucht, eigene Dogmen mit allen Mitteln zu schützen. In ihrer jetzigen Form ist der Kapitalismus eine im darwinistischen Geist entwickelte Religion, die sich als christliche ausgibt, obwohl ihre Ausübenden komplett unwissend sein können, wie ihre Ahnen dieses Erbe hervorgebracht haben.
In dem Dokumentarfilm zitiert Ferguson auch G.K.Chesterton:
[framed_box rounded=“true“ align=“center“]Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, dann glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche.[/framed_box]
Vielleicht ist es das, was wir tun sollten – an alles Mögliche glauben – weil Gott sowohl im Nichts als auch in Allem ist. Das schlimmste Hindernis für Menschen, die Kraft Gottes persönlich zu spüren, ist wahrscheinlich unsere Tendenz, den Geist Gottes in einer Art von illusorischer Blase des Egos gefangen zu nehmen, das uns weit weg von unserem eigenen Ich bringt. Aber Gott ist in uns: wir sind nichts, aber dennoch sind wir alles. Der beste Beweis dafür ist unsere Existenz.
Das Christentum ist keine Religion, und der Status ein Christ zu sein mit all seinen Eigenschaften, ist nicht auf Theorie aufgebaut. Das Christentum ist der natürliche Zustand des menschlichen Geistes – universelles Bewusstsein – das sich selbst und alles andere als ein Teil der Schöpfung sieht. All diese Eigenschaften sind dem Menschen angeboren und mit Hilfe einer gewissen Art von Willenskraft, schaltet diese Natur alle anderen Eigenschaften aus.
Wir können sagen, dass im Christentum die Menschen zu sich Selbst finden. Alles, was die Menschen davon wegbringt, ist der Einfluss des Egos.
Siehe auch:
Galactic Light
Videos:
Niall Ferguson: Civilization: Is the West History, pt 6 Work
Thrive: What On Earth Will It Take? (Playlist)