Es bleibt abzuwarten, wie gut Ilkka Paananen und Partner in der Lage sind, die operativen Prinzipien im Laufe der Jahre aufrecht zu erhalten, wenn Interessen auseinander gehen.
Es ist sicher, dass Partner auftauchen, für die das Bezahlen von Steuern eine Dummheit ist, wenn das auch vermieden werden kann. Der von Paananen und Partner präsentierte Blickwinkel bestätigt allerdings meine Idee, die ich in dem Text „Eine neue politische Kultur“ beschrieb:
Die (wirtschaftliche) gesellschaftliche Wettbewerbsfähigkeit ist auch durch die im Herzen gebildete Kultiviertheit der Bürger bestimmt, und wie die verschiedenen Akteure in der Gesellschaft zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Ilkka Paananen sagt, dass sie schon so viel von der Gesellschaft bekommen haben, dass es jetzt an der Zeit für sie ist, zurückzuzahlen. Was bedeutet ’so viel‘ in diesem Zusammenhang?
Die finnische Gesellschaft bietet ihren Bürgern kostenlose Bildung an. Somit ist jeder im Grunde in der gleichen Startpostion zum persönlichen Wachstum. Firmen bekommen qualifizierte Arbeitskräfte, ohne speziell für diese investieren zu müssen. Im Falle einer Erkrankung kümmert sich die Gesellschaft um ihr Mitglied in dem Ausmaß, um seine Funktion wieder herzustellen. Bei Familienzuwachs steht die Gesellschaft von Anfang an unterstützend zur Seite bei der Integration der neuen Bürger in die Gesellschaft.
Es ist selbstverständlich, dass alle dem Gesundheitssystem angehören.
Geld wird nie zu einem künstlichen Hemmnis im Wettbewerb in Bezug auf grundlegende Funktionen. Bei Schicksalsschlägen des Lebens fällt niemand durch das soziale Netz und steht niemals mit leeren Händen da. Viele Menschen sehen keine Notwendigkeit, Vermögen für schlechte Tage über den eigenen Bedarf anzuhäufen, da das Vertrauen in soziale Dienstleistungen stark ist. Die meisten wollen z.B. nicht einmal eine größere Wohnung oder Haus, das sie selber aufrecht erhalten, in dem sie es pflegen und reinigen.
Das System ist im Gleichgewicht, atmet und lebt sein eigenes Leben so lange es erhalten wird. Untersuchungen zufolge will der Großteil der Bürger Steuern zahlen, um die sozialen Dienstleistungen zu sichern. Manche Firmen sind sogar bereit mehr Steuern zu zahlen, als der Staat durch sie einnimmt.
Dieses soziale und wirtschaftliche Modell, das nach dem zweiten Weltkrieg in Westdeutschland entwickelt wurde, nennt sich soziale Marktwirtschaft und basiert auf der Idee, dass die politischen und gesellschaftlichen Konflikte eine starke Regelung durch den Staat brauchen.
Es wird eingesehen, dass Staatsbürger oft ohne eigene Schuld in finanzielle Notlagen geraten, und der Kapitalismus keinen selbsttätigen Mechanismus kennt, der diese Probleme lösen kann. Daher sollte der Staat die sozialen Dienstleistungen für die Bürger verwalten, und damit übernimmt er die finanziellen Verantwortungen für gesellschaftliche Probleme, so dass einzelnen Bürgern keine unangemessenen Härten zu Lasten kommen.
Durch das Fortschreiten der Globalisierung, ist der Wohlfahrtsstaat bedroht, wenn Staaten den Unternehmen steuerliche Vorteile bieten, um Investitionen zu beschaffen.
Die Unternehmen befinden sich dort, wo sie die besten Vorteile bekommen und fällen jedes Quartal kurzsichtige Entscheidungen in Hinblick auf den Gewinn. Man meint, dass die wichtigste Aufgabe eines Unternehmens die Gewinnerzielung für ihre Besitzer ist. Das Geld hat kein Vaterland.
Zu kurz kommen in diesem Wettbewerb die Länder, die seinen Bürgern soziale Dienstleistungen und Wohlstand bieten. Durch diese Dienste erzeugten Vorteile werden jene Länder zu Gewinnern, die das Wohlergehen ihrer Bürger nicht sehr ernst nehmen, und keine Steuern für soziale Dienstleistungen einziehen.
Der Wohlstand, der durch hohe Steuersätze hervorgebracht wird, verschiebt sich in Länder mit niedrigen Steuersätzen (Steuerparadiese), wo nur einzelne Gruppen den Wohlstand genießen können, während die Mehrheit der Menschen in bitterer Armut lebt.
Auf der ganzen Welt kritisieren die Menschen die inhumane Handlungsweise multinationaler Konzerne, die die Existenz von uns allen bedroht.
Eine globale Lösung für ein globales Problem
Der frühere Direktor der US-amerikanischen Zentralbank Alan Greenspan sagt in einem Welt am Sonntag- Interview am 10.11.2013, dass nur eine politische Bündnisunion mit einer gemeinsamen Sozialpolitik den Euro retten kann.
Es stellt sich die Frage, wie Greenspan zu den Vermutungen kommt, dass ein zentral geführtes System in Europa besser funktionieren würde, als in der ehemaligen Sowjetunion? Sollten Länder mit einer gut geführten sozialen Sicherheit und auch mit einer Wirtschaft im Gleichgewicht die Regierung an übernationale, korrupte Politiker übergeben?
Die meisten europäischen Länder haben bereits Regeln für soziale Sicherheiten des Bürgers. Europa ist keine Insel in der globalisierten Welt, dessen Probleme gelöst werden könnten ohne Berücksichtigung des globalen Kontextes.
Aus Europa fließt die Währung in Steuerparadiese, da Firmen Gewinne für ihre Eigentümer maximieren möchten. Die Währungsflucht wird nicht verhindert, wenn Politiker gemeinsame Richtlinien für die soziale Sicherheit ausarbeiten. Wenn ein System keine Unterstützer hat, funktioniert es nicht.
Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, wurde u.a. die Harmonisierung des internationalen Steuerrechts vorgeschlagen. Dies würde bedeuten, dass Länder mit hohen Steuersätzen ihre Steuern senken würden, was wiederum bedeuten würde, dass für die nötige Grundversorgung des Bürgers kein Geld vorhanden wäre.
Man sagt, wenn man für ein Problem eine nachhaltige Lösung finden will, sollte man sich am schwächsten Glied orientieren. In diesem Fall wäre aber eine niedrige Besteuerung definitiv keine Lösung. Eher noch, wenn die Grundversorgung auf die ganze Welt ausgedehnt werden würde, da alle Menschen unabhängig von ihrer Kultur und Bleiben die gleichen Grundbedürfnisse haben.
Andere Menschen zu achten, ist keine Sache, zu der Menschen gezwungen werden müssen. Es ist eine angeborene Eigenschaft des Menschen. Alan Greenspan sagt, der Grund, warum die wirtschaftliche Entwicklung so schwer vorher zusagen ist, sind die irrationalen Handlungen des Menschen. Er sagt, dass die Menschen in einer illusorischen Blase von Wahrnehmungen und Überzeugungen leben und schlimmstenfalls führt dies zu wirtschaftlichen Krisen so wie 2008.
Ich denke, dass wenn man über Irrationalismus und in einer Blase lebenden Menschen spricht, sind das jene Menschen, die ihrem Ego die Führung erlauben. Der Mensch, der eine wahre Verbindung zu seinem eigenen Ich hat und somit auch zum universellen Bewusstsein, sieht sich selbst als einen Teil der Gesamtheit. Er versteht, dass das Wohlbefinden der anderen der Schlüssel für sein eigenes Glück ist.
Siehe auch:
Eine neue politische Kultur
The Atlantic: The Secret to Finland’s Success With Schools, Moms, Kids—and Everything
Welt am Sonntag: Nur eine politische Union kann den Euro retten
Wikipedia: Alan Greenspan