Letzten Sommer ging ich an einem Tag mit meiner Assistentin in die Stadt. Es war ein sonniger und warmer Tag, und ich fühlte mich ausgezeichnet. Wir kamen zu dem Warenhaus, wo ich ein Treffen mit einer Freundin vereinbart hatte. Sofort beim Betreten des Haupteingangs des Warenhauses fühlte ich ein unangenehmes Kneifen in meinem Bauch und ich wusste, dass ich so schnell wie möglich ein WC aufsuchen musste. Mein Bauch verkrampfte und ich hatte das Gefühl, dass mein Tagesprogramm eine Änderung bekommen würde.

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In meiner Heimat gibt es offizielle Vorschriften, wie ein Behinderten-WC gebaut und ausgestattet sein sollte. Ein wesentlicher Bestandteil eines Behinderten-WCs ist die Intimdusche (Bidet-dusche).
Vor einigen Jahren habe ich diesem Warenhaus gemeldet, dass es auf dem Behinderten-WC keine Handdusche gab. Sie nahmen mit mir Kontakt in dieser Sache auf und fragten mich, was sie sonst noch beachten könnten. In diesem Moment dachte ich sofort an die kleine Behindertentoilette dieses Warenhauses, die nicht einmal einen ordentlichen Wasserhahn hatte. Ich kümmerte mich um diese Sache jedoch nicht. Ich dachte nur, es ist schon gut, wenn die größere Behindertentoilette mit Intimdusche ausgestattet wird.

Die Vergangenheit holt uns immer wieder ein, wenn man vor seinen Problemen davon laufen will. Jetzt war ich also gerade auf dieser kleiner Toilette, die keine Intimdusche hatte. Ich fühlte, dass ich bis zum Hals in meiner Scheiße saß und gab mir selbst daran die Schuld. Diese Toilette war nur mit einem kleinen Handwaschbecken ausgestattet und das Wasser floss nur solange man die Hand unter den Hahn hielt.

Meine Kleidung war schmutzig, Wasser gab es nicht und mit jeder Bewegung geriet meine Umgebung immer mehr in Unordnung.

Zum Glück hatte ich mein Handy bei mir, mit dem ich meine Assistentin rufen konnte.

Auf der Toilette gab es außerdem einen Notrufknopf, mit dem wir den Hausmeister des Warenhauses rufen konnten.

Wir überlegten, was wir tun konnten. Wir beschlossen auf dieToilette zu wechseln, die eine Intimdusche hatte.

Der Hausmeister gab mir Müllsäcke. Wir schnitten in einen Müllsack ein Kopfloch, zogen den Sack über mich und bewegten uns so Richtung Wasser.

Ende Januar erinnerte ich mich an diesem Vorfall, als ich in meiner Wohnung gefallen war, stundenlang auf dem Boden lag und nicht aufstehen konnte. Ich bekam eine leise Ahnung vom Leben jener Personen, für die solche Situationen alltäglich sind.

Ich fühlte, dass der Valentinstag, an dem wir uns an unsere Nächsten erinnern, ein geeigneter Moment ist, an die Millionen von Menschen zu denken, die kein fließendes Wasser haben oder die tagtäglich in ihrer eigenen Pisse und Exkremente liegen. Dieses sind nur die Erfahrungen des Körpers, aber alles wird im kollektiven Gedächtnis, in unseren gemeinsamen Gedanken gespeichert. Sie sind hier, um uns daran zu erinnern, dass trotz der einzigartigen, modernen Technik, wir unser eigenes Leben und das der anderen sehr schwer machen, wenn wir nicht auf die Stimme der Vernunft, die Stimme des Herzens hören.

Manchmal wenn ich an diese Welt denke, fühlt es sich so an, als ob wir alle bis zum Hals in der Scheiße sitzen. Um uns aus dieser Unordnung zu befreien, müssen wir nichts anders machen, als über unseren Schatten zu springen und uns einen Müllsack über unseren Ego-freundlichen Körper ziehen und uns Richtung lebensspendendes Wasser bewegen. Es wird uns von dem ganzen Schmutz reinwaschen, dass unser Ego-freundlicher Körper produziert hat.

Siehe auch:

Wundervolle Zukunft

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Intimdusche