Cross trainer (Langlaufsimulator)
Mein ältestes Trainingsgerät ist der Crosstrainer, den ich vor acht Jahren im Reha(bilitations)zentrum kennen lernte. Die Trainer empfahlen mir zunächst nicht dieses Gerät, als sie mich so im Rollstuhl sitzen sahen. Dies erweckte keinerlei Eindruck von Bewegungsfreude. Als ich dieses Gerät in Funktion sah, dachte ich jedoch, dass dies genau das ist, was ich brauche. Mit Hilfe meines Assistenten konnte ich dieses Gerät besteigen und nachdem ich eine Minute darauf trat, beschloss ich, so ein Gerät für meine Wohnung zu besorgen.
Der Entschluss war leichter gefällt als verwirklicht. Alle auf dem Markt verfügbaren Crosstrainer waren für den Gebrauch in Fitnesscentern geplant, mit einer Länge von 160cm. Für mein damaliges Einzimmerappartement war das viel zu groß. Ein 135 cm großes Gerät sollte gerade noch hineinpassen, dachte ich. Während ich im Internet danach suchte, bekam ich ein Angebot von meinem Versand- Händler für ein 135 cm großes Gerät zu einem erschwinglichen Stammkundenpreis.
In meinem Text ‚Ein ausgeglichenes Leben führen unter eigenen Bedingungen‘ beschrieb ich meine Lage, dass obwohl meine Ausgangssituation vor 35 Jahren hoffnungslos erschien, musste ich- so wie ein Kind- selbst nach Herausforderungen suchen, die mich in meinem Leben voranbringen und mit eigenem Enthusiasmus entwickelt werden und mich so meinen Zielen näher bringen.
Als der Crosstrainer in meiner Wohnung stand, hatte ich eine neue Herausforderung. Die erste Herausforderung war, wie ich das Gerät am leichtesten besteigen konnte. Die Lösung war nahe liegender, als ich zunächst glaubte:
Ich sitze zunächst auf einem hohen Barhocker am hinteren Ende des Gerätes. Mein Therapeut hebt mich von dort hoch, damit ich stehen kann. Bevor ich stehe, steckt er meinen Fuß in eine Stützschiene, um falsche Positionen des Knöchels zu verhindern und befestigt ihn noch mit einem Klettband am Pedal, damit der Fuß während der Bewegung nicht herunterfallen kann. Außerdem ist unter dem Fuß eine Anti-Rutsch-Matte.
Das erste Mal konnte ich nicht länger als zwei Minuten in die Pedale treten, aber mit mehr Übung konnte jede Physiotherapiebehandlung mit 5-10 Minuten dieser Übung zum Aufwärmen beginnen.
Laufband
Mein Laufband ohne Motor ist eine Klasse für sich. Als ich es nach Hause bekam, glaubte ich nur fest daran, dass mein Körper sich an der neuen Herausforderung orientieren würde.
Als ich das erste Mal mit Unterstützung meines Therapeuten das Laufband benutzte, fühlten sich schon wenige Schritte so an, als ob ich eine lange Joggingrunde gelaufen wäre. Es fühlte sich dennoch gut an.
Wir fanden für das Gerät einen guten Platz und stellten es mit der Hinterseite gegen die Wand, an der wir einen Klappsitz befestigten.
Die Laufbandübungen geben mir neue Lauferfahrungen oder eher eine Erinnerung an das natürliche Gehen. Das Laufband wird ohne Motor betrieben. Ich muss mit meinen Fußballen richtig Druck ausüben, um das bewegliche Band unter meinen Füßen zu bewegen, damit ich in Bewegung komme. Meine Fußsohlen sollen einen direkten Kontakt mit dem Laufband haben. Die ersten Schritte waren sehr anstrengend. Ich fühlte, dass Impulse durch meinen Körper gehen.
Ich bemerkte, dass Laufen nicht nur bedeutet, einen Schritt vor den anderen zu setzen, wie ich es gemacht habe, als ich am Stock ging, sondern dass auch Fußsohlen Teil eines komplexen Regulierungsmechanismus sind. Ich dachte zum ersten Mal darüber nach, was es eigentlich bedeutet, wenn man sagt, dass jemand einen zügigen Schritt hat. Es kommt darauf an, wie kraftvoll sich diese Person mit den Fußballen abdrücken kann.
Ich verstand jetzt, warum ich noch nie Schuhe mochte, vor allem als behinderte Person. Es fühlt sich für mich so an, als ob meine Augen bedeckt wären, wenn ich mir Schuhe anziehe. Als ich in den 1980ern hauptsächlich mit Hilfe eines Stocks ging, hatte ich immer das Gefühl, wenn ich mit meinen Fußsohlen den Boden unter meinen Füßen spürte, konnte ich besser gehen.
Studien zufolge befinden sich auf den Fußsohlen 200 000 Nervenenden, die dem Gehirn Informationen für Bewegungen und sensorische Rückmeldung für das Gleichgewicht geben. Wenn sensorische Verbindungen unterbrochen werden, bedeutet das, dass das Gehirn weniger Informationen bekommt, um Steuerungen durchzuführen.
Ich verwende ein Laufband seit vier Jahren. Anfangs mussten wir einige Änderungen an diesem Gerät vornehmen, weil ich mich oben festhalten musste. So ist mein Körper gestreckt und das Gehen wird leichter gemacht.
Nach zwei Jahren mit dieser Laufübung bekam ich das Gefühl, dass ich aufgrund meiner Kondition eigentlich viel länger gehen könnte. Aber wenn sich mein Körper in einer Fehlstellung befand, schmerzte er so stark, dass es unerträglich wurde, weiterzumachen.
Seit letztem Jahr benutzen wir einen Stützgürtel, mit dessen Hilfe mein Physiotherapeut Fehlstellungen meines Körpers verhindert. Außerdem verwenden wir für das ganze Bein eine gut stützende Schiene, um Fehlstellungen zu korrigieren. Mit dieser Unterstützung des Beines ist das Laufband eigentlich zu schmal. Das Laufband unter meinen Füßen ist lediglich 34cm breit. Nur darauf kann ich meine Schritte setzen.
Ich würde mir wünschen, dass die Planer und Hersteller von Trainingsgeräten auch für spezielle Bedürfnisse Geräte produzieren würden, und nicht nur Geräte für den Standardbenutzer. So würden auch Menschen den bestmöglichen Nutzen von solchen Geräten bekommen, die eigentlich den funktionellen Bedürfnissen solcher Geräten nicht entsprechen, aber die dringend so eine Ausrüstung benötigen, damit auch sie sich bewegen können.
Im Prinzip kann ein Fitnessgerät wie auch z.B. ein elektrischer Rollstuhl angepasst werden: dem Grundgerät können verschiedene Zubehörteile zugefügt werden, mit denen es einfach wird, das Gerät an unterschiedliche Bedürfnisse anzupassen.
Rückendehner
Der Rückendehner, mit dem ich Rücken, Hüfte und Bauchmuskeln dehne und entspanne, und meinen Brustkörper öffnen kann, ist ein unersetzliches Hilfsmittel.
Das Gerät trainiert auch den unteren Rücken und die hintere Oberschenkelmuskulatur.
AbDoer Twist
Ich selbst habe eine spastische Lähmung, aber diese Spastik in meinem Körper ist nicht vergleichbar mit dem Zustand, wenn die Spastik einen Körper in einer Weise versteift, dass es sogar für einen Therapeuten schwierig wird, die Gliedmaßen im passiven Zustand gerade zu halten. Im Rehabilitationszentrum habe ich oft bemerkt, wie herausfordernd das für die Physiotherapeuten ist. Mein Therapeut sollte auch mindestens drei Hände haben, wenn wir Dehnübungen machen. Oder es war vorher so..
Letztes Jahr besorgte ich mir Trainingsgerät, welches nicht nur für das körperliche Training, aber auch sehr gut für die Dehnung spastischer Gliedmaßen geeignet ist.
Während ich auf der Bank sitze, geben wir eine große Therapierolle zwischen meine Beine, um Spastiken aufzulösen. Mein Therapeut bindet meine linke Hand mit einem Klettband an den Griff des Gerätes, damit wir danach meinen Körper in alle Richtungen und nach hinten dehnen können.
Während der Übung mit diesem Gerät haben wir auch einen anderen Weg erlernt, die Spastiken in meinem Körper zu lösen und meinen Körper zu trainieren:
Wenn ich meine linke, gelähmte Seite hinunter beuge und versuche mich aufzurichten, ist dies schwierig, da die linke Seite meines Körpers versteift. Der Arm dreht sich in eine spastische Stellung.
Wenn der Therapeut meine Finger und meinen Daumen nach außen richtet, während ich gebückt bin, und mich so auch beim Aufstehen unterstützt, hat die Spastik keinen Einfluss und das Aufstehen wird leicht. So können wir meinen Körper auf einem ganz neuen Niveau trainieren.
Es funktioniert so für mich. Alle spastischen Fälle sind jedoch unterschiedlich. Das Finden von Lösungen solcher Probleme hängt davon ab, wie sehr wir auf unser Innerstes hören. In meinem Fall war die Streckung der Finger eine Idee meines Therapeuten.
Mit Hilfe einer Sprossenwand auf einem Bein stehen
Ich war das letzte Mal in einem Rehabilitationszentrum, als ich nach China ging. Ich lernte dort eine sehr einfache, aber wirksame Übung, um meinen Körper zu beherrschen: auf einem Bein stehen.
Oberflächlich betrachtet, schaut die Übung nach nicht viel aus, aber sie ist um ein Vielfaches anstrengender, als man sich vorstellen kann. Die Wirkung ist eine völlig andere, wenn man auf zwei Beinen steht, das Gewicht gleichmäßig auf beide Seiten verteilt und die Muskulatur dabei entspannt ist. Wenn man auf einem Bein steht, verändert sich der Schwerpunkt des ganzen Körpers und die Muskulatur muss erhebliche Anstrengungen leisten, um das Gleichgewicht zu erhalten.
Als ich mit dieser Übung begann, spürte ich in meinem Brustkörper einen brennenden Druck, so dass ich diese Position nicht länger als fünf Minuten halten konnte. Nach einigen Wiederholungen dieser Übung verbesserte sich mein Durchhaltevermögen und ich konnte bis zu 20 Minuten, abwechselnd auf dem rechten und dem linken Fuß zu je fünf Minuten, die Balance halten.
Die vor Jahren besorgte Sprossenwand ist eine großartige Hilfe bei dieser Übung. Ein Freund machte mir eine hölzerne Stufe, auf die ich jederzeit steigen kann, um mein Bein auszuruhen. Er machte mir auch ein Gestell, das man an die Sprossenwand befestigen kann, um zu verhindern, dass sich mein Knie der gelähmten Seite nach Innen dreht.
Falls du befürchtest, dass du zusammenbrechen wirst, wenn du deinen Fuß auf die Stufe setzt, kannst du mit der Übung beginnen, in dem du zunächst auf beiden Füßen gleichmäßig belastet stehst. Dein Therapeut (oder Assistent) kann den Körper aktivieren, in dem er den Körper abwechselnd nach links und rechts drückt bzw. auch nach vorne und nach hinten, und du entsprechend mit dem Körper Widerstand leistest, um gestreckt zu bleiben. Schon nach einigen dieser Widerstandsübungen wird mein Körper geweckt, so dass ich die eigentliche Übung anschließend machen kann.
Falls deine Füße so schwach wie meine sind, muss man acht geben, dass man bei der Stehübung gut stützende Schuhe verwendet. Damit verhindert man eine Fehlstellung des Knöchels.
Auf einem Bein stehen ist eine Übung, die das Gehen und Treppen steigen fördert, weil sie die Körperkontrolle verbessert. Während meines Aufenthalts in China in einem Rehabilitationszentrum konnte ich schon nach einigen Monaten mich mit Hilfe eines Rollators fortbewegen, wie während meiner Anfangszeit als Behinderte. Solche Ergebnisse verlangen jedoch ein ganztägiges Training. In dem chinesischen Rehabilitationszentrum hatte ich dafür optimale Möglichkeiten. Als ich nach Hause zurückkehrte, waren meine Rahmenbedingungen völlig anders und mein körperlicher Zustand erlitt einen erheblichen Rückschlag.
Es ist eine wahre Schande, dass trotz exzellenter Reha-einrichtungen, Fitnessgeräten und unzähligen anderen Möglichkeiten die eigentlichen Funktionen in einer westlichen Gesellschaft durch Vorschriften und Normen, aber vor allem durch die Macht des Geldes gelähmt werden, so dass wir nur einen minimalen Anteil unseres Potentials verwirklichen können. Und dennoch verlangt unsere Selbstverwirklichung nur, dass wir freie Hand bekommen, das zu tun, was nötig ist.
Siehe auch:
Mach mit, beweg dich!
Ein ausgeglichenes Leben führen unter eigenen Bedingungen
Feelmax: Benefits of barefoot walking
Vivobarefoot: Barefoot
Vibram fivefingers: Why barefoot