Letztes Wochenende bot ich die Wassermatratze zum Verkauf an, die ich für den Hund einer Freundin besorgt hatte. Sie lagerte unbenutzt im Keller, da der Hund einen bequemeren Platz fand. Ich legte einen Startpreis für die Matratze fest und stellte diese Auktion für zwei Wochen online, da ich dachte, dass man für solche Produkte eine längere Bedenkzeit braucht.
Sofort nach der Veröffentlichung der Auktion meldete sich ein interessierter Käufer, der die Matratze sofort kaufen wollte. Ich fügte der Auktion die „Sofort kaufen“- Option hinzu.
Ich hatte mit dem möglichen Käufer mehrere E-mails ausgetauscht. Er würde am liebsten den Kauf via PayPal abwickeln. Ich wiederum würde mir wünschen, er würde den offenen Betrag direkt auf mein Konto überweisen. Sofort nachdem er meine Kontonummer bekommen hatte, bekam ich von ihm eine Nachricht, dass er von seinem PayPal-Konto 1040€ auf mein Konto überwiesen hat. Das war 800€ über dem Sofort-Kaufen Preis. Der Käufer wollte, dass ich 800€ der Speditionsfirma zahle, wenn die Matratze abgeholt wird.
Ich bekam zwei E-mails, dass ich eine PayPal- Zahlungsanweisung über 1040€ hatte. Um mein Geld zu bekommen, müsste ich einer dritter Person, einer malaysischen Speditionsfirma, 800€ mittels eines mir unbekannten Bezahlsystem überweisen. Danach müsste ich eine Kopie dieser Banküberweisung irgendwohin schicken, was nicht näher erläutert wurde.
Stattdessen sandte ich dem Käufer folgende E-mail:
[framed_box rounded=“true“ align=“center“]Hallo!
Es schaut so aus, dass Du nicht an einer Wassermatratze interessiert bist, sondern an etwas ganz anderem.
Ich mache bei solchen Geldspielen nicht mit.
Alles Gute weiterhin! Viel Vergnügen mit meinem Blog (glowinthedarkness.net)
LG, Sirkka[/framed_box]
Als ich erneut die Matratze bei einem finnischen Online-Auktionshaus einstellte, wählte ich die Option, dass man ohne Authentifizierung nicht an der Auktion teilnehmen kann. Ich war immer der Meinung, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, an Auktionen teilzunehmen. Auch ich selbst will mich nicht immer auf diversen Seiten registrieren, um dessen Service zu nutzen. Auf der anderen Seite stellt die Authentifizierung kein Problem für Personen dar, die tatsächlich ihre Geschäfte im Internet abwickeln wollen. Oder wie jemand in einem Diskussionsforum bemerkte: „In God we trust. Others pay with cash.“
Dieser Fall erinnerte mich an die Zeit, als ich gerade eine feste Internetverbindung bekam und das Internet sich wie ein schwarzes Loch anfühlte, dessen Funktionen und Praktiken ich gar nicht kannte.
Eines Abends sprang mir eine E-mail in meinem Posteingang entgegen, aus der hervor ging, dass auf einer südafrikanischen Bank eine große Summe Geld liegt. Der Absender dieser E-mail brauchte für die Überweisung meine Hilfe. „Warum nicht, wenn ich behilflich sein kann“, schrieb ich als Antwort. Für mich war das ein Sprung ins Unbekannte und ich war neugierig zu sehen, wohin das führte.
Unsere E-mail Korrespondenz zog sich über mehrere Tage. Obwohl die Unterhaltung laut meinem Gesprächspartner vertraulich war, bemerkte ich am Sprachgebrauch, dass die E-mails verschiedene Personen schrieben. Was hatte das für eine Bedeutung, rätselte ich.
Bei der Planung der Überweisung der großen Geldsumme bat mich mein Auftraggeber um 2500€, um die Angelegenheit abwickeln zu können. Ich würde das Geld natürlich zurückbekommen, wenn die Überweisung durchgeführt worden ist.
Ich fragte mich, wie ich so plötzlich zu 2500€ kommen könnte. Als ich begann nachzudenken, wie ich an soviel Geld kommen könnte, kam mir der Gedanke, dass wenn ich in so einer Lage wäre, eine große Geldsumme zu transferieren, würde ich sicher nicht Geld für die Formalitäten von einer gänzlich unbekannten Person erwarten.
Ich versuchte heraus zu finden, was das für eine südafrikanische Bank ist, auf der (angeblich) zig Millionen Dollar warten, um nach Luxemburg überwiesen zu werden. Vielleicht würde ich sogar in der Personalliste den Namen meines Auftraggebers finden.
Ich war sehr überrascht, als ich nach dem Namen googelte und die Suchmaschine mich zu einer Seite der Polizei führte, auf der von Nigeria-Briefen und von kreativen Praktiken von Netzbetrügern zur Geldbeschaffung zu lesen war. Dort gab es viele Beispiele zu lesen, wie viele Menschen in Sachen hinein gezogen wurden, manchmal so sehr, dass sie alles verloren hatten.
Als ich die Geschichten der Polizei gelesen hatte, war ich ziemlich verdutzt. Ich konnte nicht verstehen, warum diese Menschen, die offenbar recht intelligente Menschen waren, aus all ihren Möglichkeiten jenen Weg wählten, der nur aus Lüge und Betrug an anderen Menschen bestand. Sie veranstalteten für mich ein unvergessliches, virtuelles Abenteuer, das mich über Zeit und Raum erhob, das nicht einmal viele Spielfilme mit Millionenbudget konnte, und das meine Antennen empfindlich für unbekannte Frequenzen gemacht hat.
Ich schrieb diese Gedanken in meinem letzten E-mail an den „südafrikanischen Bankier“. Die Antwort war kurz und gehässig: Du verstehst überhaupt nichts.
Vielleicht verstehe ich auch nichts von den Motiven dieser Internetbetrüger. So viel verstehe ich aber: Ein Mensch, der andere betrügt, um kurzfristige Gewinne zu bekommen, betrügt sich vor allem selbst, weil seine eigene Einstellung nach und nach sein eigenes Verderben formt. Er lässt nicht einmal Gefühle vollkommener Freude, Verbundenheit und Zufriedenheit für sich selbst zu, die nur möglich sind, wenn Verbindungen in allen Richtungen einwandfrei sind.