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Am 5. März sah ich auf Youtube den Dokumentarfilm „India’s Daughter“ von Leslee Udwin, der über den Vorfall am 16. Dezember 2012 berichtete, bei dem eine indische, 23-jährige Physiotherapiestudentin vergewaltigt und so stark misshandelt wurde, dass sie an ihren Verletzungen starb. Wie erwartet, wurde das Video schnell von Youtube aufgrund von Urheberrechten entfernt.
Wenn man als Frau in einer relativ demokratischen Gesellschaft lebt, in der man nicht dauernd Angst um die eigene Sicherheit haben muss, sind die gezeigten Ansichten in dieser Dokumentation unverständlich. Man kann denken, dass Vergewaltiger der Meinung sind, dass die Frau selbst an ihrer Vergewaltigung schuld ist, und um größere Schäden zu vermeiden, sollte sie doch bloß in allen Dingen gehorsam sein. Solche Meinungen hört man auch auf dieser Seite der Welt.
Es ist erstaunlich, dass es in Behörden einige Staatsdiener gibt, die der Meinung sind, dass die Frau nur ein Objekt ist, dessen Wert durch ihr Äußeres bestimmt wird, und wie viel sie ihrem Mann Ehre erweist, und sie kann zur Trophäe des Mannes werden. Ansonsten hat die Frau keinen Platz in der Gesellschaft.
Es kommt der Verdacht auf, dass die Vergewaltiger nur das wiederholen, was die Anwälte ihnen raten. Dies zeigt, wie tief die Probleme in der Gesellschaft und Kultur festgefahren sind, was als die eigentliche Ursache erscheint, dass die indische Regierung die Verbreitung dieser Dokumentation in Indien verboten hat.
Es ist nutzlos, einzelnen Personen die Schuld des Problems zu geben. Wir sind alle in unserer eigenen Gesellschaft aufgewachsen und wir haben die Normen und Regeln der Gesellschaft (mehr oder weniger freiwillig) angenommen. Wem kann man nun die Schuld geben? Die Schuldigen für diese tödliche Vergewaltigung sind auch die Eltern und Großeltern, die ihren Sohn erzogen haben, die Frau als minderwertiges Mitglied in der Familie und in der Gesellschaft zu sehen.
Trotz der Komplexität des Problems ist die Lösung sehr einfach. Um dies anschaulich zu machen, erzähle ich aus meinem Blickwinkel meine eigene Vergewaltigungserfahrung, die mir im Frühling kaum ein Jahr vor dem Gehirnschlag passiert ist.
Der Schnee war geschmolzen und wir gingen in der Sportstunde zum nächsten Sportplatz, um Laufwettbewerbe, Weitsprung u.ä. zu machen. Am Ende der Stunde kam ein gut aussehender, junger Mann zu mir, um mit mir zu sprechen. Wir sprachen über dies und das und er erzählte mir, dass er in der Bowlinghalle arbeitete, die nur einen Steinwurf entfernt von meinem eigenen Arbeitsplatz war. Er kannte sogar einen Arbeitskollegen von mir. Wir tauschten unsere Telefonnummern aus und vereinbarten, dass wir später uns zusammen rufen.
Eines Abends rief er mich an und schlug mir vor, dass wir uns in seiner Wohnung treffen könnten. Ich war von dem Gedanken nicht sehr begeistert, weil er für mich praktisch ein Unbekannter war. Mein Arbeitskollege erzählte mir, dass meine neue Bekanntschaft frisch geschieden war. Ich dachte, dass er vielleicht einsam war und ein Gespräch sucht, deshalb ging ich auf seinen Vorschlag ein. Meine Zurückhaltung war verblichen, als ich daran dachte, dass ich ihm eine frische Brise aus einer anderen Welt bringen konnte.
Wir tranken Bier und hatten einen gemütlichen Abend. Im Laufe des Abends gab er mir zu verstehen, dass er mit mir Sex haben wollte, wenn nicht freiwillig, dann mit Gewalt. Er dachte, dass Sex der einzige Grund war, warum ich ihn besuchen sollte.
Ich hatte noch nie Sexbeziehungen gehabt. Ich war darauf vorbereitet, ihn auf geistiger Ebene zu begegnen. Es war gemein, dass er versuchte, mich zu etwas zwingen, das ich selbst nicht wollte. Er entkleidete mich und warf mich auf das Bett. Ich sah keinen Ausweg, als ich unter ihm lag. Ich fragte ihn: „Warum verlangst du etwas von mir, was du sicher selber nicht willst: dass jemand dich zwingt, etwas zu tun, was du selbst nicht willst. Es geht dabei vor allem um mentalen Missbrauch.“
Er schien mir zuzuhören. Ich sprach weiter, auch wenn ich die Bedeutung meiner Wörter auf der Ebene des Egobewusstseins selber nicht ganz verstand. In der Stimme war mein inneres Wesen, das weder spekuliert noch Ansichten ändert. Da ich über Jahre gelernt habe, mein inneres Wesen zu verstehen, versuche ich in diesem Text meine Gedanken zu sammeln, die sehr einfach sind.
Gehe mit Menschen so um, wie du selber wünschst, dass sie mit dir umgehen. Menschen, denen wir begegnen und Beziehungen, die wir aufbauen, widerspiegeln unsere innere Welt. Wenn wir andere Menschen und ihr Leben abwerten und verachten, erhöhen wir nie uns selbst. Die selbe Abwertung und Verachtung erfahren wir von anderen . Das ist das Gesetz der Anziehung.
Für Menschen, die dies verstanden haben, ist dies das Salz des Lebens: anderen Menschen dazu zu bringen, dass sie mit dir freiwillig in Symbiose zusammenarbeiten. Eine Symbiose, in der jeder die Freiheit hat, sich selbst zu verwirklichen und in der jeder vom Zusammenleben profitiert, ist nicht nur um der Zusammenarbeit willen wichtig.
In der Freiheit und in Beziehungen, die auf Gegenseitigkeit beruhen, hat der Mensch die Möglichkeit des geistigen Wachstums. Wenn wir in anderen Menschen eine Reflexion von uns selbst sehen, bekommen wir eine sofortige Rückmeldung unserer eigenen Gesinnung. Dies wiederum macht unsere Antenne empfindlich, die feinen Frequenzen des Lebens zu registrieren.
Ich sprach mit meinem „Vergewaltiger“ über die tiefere Bedeutung des Lebens, so wie ich sie als 18-jährige in Worte fassen konnte, die aus meinem Inneren aufstiegen. Er hörte mir zu und machte sonst nichts. Ich war überrascht und erleichtert, als er mir im Morgengrauen anbot, mich nach Hause zu bringen.
Auf dem Nachhauseweg haben wir kein Wort gewechselt. Als wir am Parkplatz meines Wohnhauses ankamen, stieg ich wortlos aus dem Auto und eilte nach Hause. Ich hörte aus der Ferne, dass er meinen Namen rief, aber in meinen Kopf passte nur ein Gedanke: Werde ich es schaffen, noch zwei Stunden zu schlafen, bevor ich aufstehen und mich auf die Schule vorbereiten muss.
Was sollte man machen, wenn das Spiegelbild nicht gefällt?
Als ich den Dokumentarfilm „India’s Daughter“ gesehen habe, sah ich auch viele kurze Videos zu diesem Thema und las die Diskussionen. Sie hatten alle die gleiche Botschaft: Manche Frauen haben Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gewartet, um Recht zu bekommen. In der Diskussion verlangten Diskussionsteilnehmer, dass die Täter so schnell wie möglich gehängt werden sollen, damit sie so zur Verantwortung ihrer Taten gezogen werden.
Bekommen so die Frauen Recht, wenn ein paar Täter gehängt werden, die selber gar nicht ihr Verbrechen erkennen? Unser Mitgefühl fällt natürlicherweise auf die Seite der vergewaltigten Frauen, aber wenn man an die Geschehnisse in ihrer Gesamtheit denkt, sind die Vergewaltiger auf der gegenüberliegenden Seite des Spiegels. Es wird sich nichts ändern, wenn wir den Spiegel kaputt machen oder wir den Boten erschießen.
Die Gesellschaft als Ganzes muss Verantwortung für die Ereignisse übernehmen. Erst dann werden die Frauen Recht bekommen, wenn die Gesellschaft beginnt so zu funktionieren, dass niemand mehr Angst haben muss, vergewaltigt zu werden. So haben auch Erfahrungen von Vergewaltigungsopfern eine Bedeutung in der Evolution.
Siehe auch:
Wie der Spiegel funktioniert II
Wikipedia: India’s Daughter
Zen Gardener: Everything You Are Is About Frequency (by Josh Richardson)
Videos:
David Icke: We Create Our Own Reality
John Assaraf: Your Inner Success Becomes Visible in the Outer World
She Deserved To Be Raped“ Says New Delhi Bus Driver
India’s Daughter (kein Link)