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Es war eine Enttäuschung, dass die indische Regierung den Dokumentarfilm von Leslee Udwin „India’s Daughter“ gesperrt hat. Eine noch größere Enttäuschung war für mich jedoch, dass auch die Videos, die von Youtube-User aufgeladen wurden, verschwanden. Auch einige Artikel berichteten, dass die indische Regierung die Löschung verlangt hat. Bei den gelöschten Videos erschien jedoch dieser Text: „This video contains content from bbc, who has blocked it on copyright grounds.“ Ich schließe daraus, dass die Verletzung der Urheberrechte der Grund war.
Leslee Udwin schickte eine berührende Petition an den indischen Premierminister, dass der Premierminister Modi in Indien die Ausstrahlung des Dokumentarfilms erlauben solle, damit jeder dies sehen kann. Der Sündenbock scheint die indische Regierung zu sein, aber soweit ich das erkennen kann, ist Leslee Udwin ein unabhängiger Filmemacher. Sie, und auch wir, brauchen keine Erlaubnis von Irgendjemanden, um etwas zu veröffentlichen, und um etwas frei zu verbreiten. Wenn ihr diese Sache so wichtig ist, braucht man keine Stunde, um einen eigenen Internetkanal für die Dokumentation zu schaffen – d.h. sie verkauft dann ihr Urheberrecht auch nicht an eine kommerzielle Mediengesellschaft, die in erster Linie damit Geld machen will. Wenn dies der Fall ist, kann sie sich nur selbst die Schuld geben.
Im ersten Teil dieses Artikels schrieb ich, dass Vergewaltigung in erster Linie für mich seelischer Missbrauch ist: Jemand verwendet seine Kraft, um einen anderen zu zwingen, seine eigenen Ziele zu verwirklichen. Es gibt nicht nur körperliche Machtdemonstrationen gegenüber schwächere Personen, aber z.B. auch wirtschaftliche Machtdemonstrationen oder Machtmissbrauch der Autoritäten.
Die Dokumentation „India’s Daughter“ betont das beherrschende Denkmuster der indischen Kultur, dass die Vergewaltigung der Frau fast zu einer Pflicht des Mannes wird, wenn sie von gewissen Einstellungen der gesellschaftlichen Norm abweicht. Leider ist die gleiche Denkweise auch in der westlichen Gesellschaft alltäglich. Es besteht lediglich der Unterschied, dass es dabei nicht um körperliche Machtkämpfe zwischen Mann und Frau geht. Es geht dabei um einen geistigen Machtkampf, wenn ein Starker auf einen Schwachen trifft.
Diesen seelischen Missbrauch nennt man auch psychischen Missbrauch. Seine Kennzeichen sind:
Bedrohung (z.B. jemandem etwas weg nehmen, das für den wichtig ist),
Ausschluss (von einer Gruppe), Einschüchterung und ignorieren
Jemanden öffentlich anprangern, Name calling or insults, mocking, sarcasm,
Lügen, Belästigung, Quälerei,
Beschimpfung, (an)schreien, lächerlich machen, Stichelei,
Demütigung, Missbilligung,
Eigene Verantwortung leugnen und die Schuld den Opfern zuweisen
Viel von dem sieht man z.B. „als Gewürz“ in Reality-Shows im Fernsehen. Die ersten zwei Arten werden oft in der Erziehung verwendet. Manchmal mit gutem Erfolg. Diese Interaktionen mit anderen haben nicht nur schlechte Seiten.
Schlecht ist aber, wenn sie die Verwirklichung von gegenseitigen Interaktionen mit anderen Personen verhindern, und wir nicht frei am gemeinsamen Schaffensprozeß teilnehmen können.
Seitdem ich mein Blog betreibe, fühle ich mich unendlich belästigt, wenn Videos, die ich zu meinen Artikeln hinzugefügt habe, von Youtube verschwinden, wenn ein paar große Jungs bemerken, das ist meins, das ist meins, meins…
Es kommt das Gefühl auf, dass ich nicht wirklich die Freiheit habe, in diesem Zusammenspiel handeln zu können, bei dem alle Einzelteile im symbiotischen Zusammenleben nützlich sind.
Ich denke dabei an Aschenputtel, die in einem von guten Mächten geschaffenes Ballkleid zu einem Fest ins Schloss geht, aber als die Halbschwestern sie sehen, greift die eine nach ihrer Perlenkette und sagt: „Das ist meins“. Die Kette zerreißt und die Perlen rollen auf den Boden.
Die europäische Union hat eine Menge für ihre Bürger gemacht, um die Arbeitskraft und den freien Kapitalverkehr zu fördern, indem sie u.a. künstliche Handelsbarrieren entfernt hat. Wann hat die Union vor, Wissen zu fördern und unser geistiges Erbe frei verfügbar zu machen, was im sozialen Leben die allerwichtigste Sache ist?
Die Urheberrechte, die die freie Verteilung von Wissen und geistiges Eigentum am stärksten hemmen und die dadurch den kreativen Schaffensprozess der Menschen untereinander stören, sind vergleichbar mit der Einführung von Zöllen zur Regulierung des internationalen Handels. Hier muss etwas geändert werden.
Ich warte darauf.
Siehe auch:
Wie der Spiegel funktioniert I
HealthyPlace.com: Emotional Abuse
Susan L. Pollet: Economic Abuse – The Unseen Side of Domestic Violence
EurActiv.com (by Hans Martens): Why the internal market needs a fifth freedom