Am 03.07.2013 um 11:11 Uhr ist es genau ein Jahr, als ich dieses Blog eröffnet habe.

Das vergangene Jahr war voll von Wundern und wenn ich jetzt zurückblicke, habe ich das starke Gefühl, dass ich mich selbst übertroffen habe. Gleichzeitig fühle ich, dass das Schreiben genau das ist, was ich tun will.

Ich las vor einiger Zeit in einem Forum den Gedanken, dass Kulturen zu zerfallen beginnen, wenn die Form wichtiger als der Inhalt wird. In unseren Gesellschaften stampfen wir sehr tief in diesem Sumpf. Die sogenannten Rechtsstaaten entwickeln immer mehr Regeln und Formen, an welche sich die Menschen anpassen sollten. Alles beginnt, sich zu wiederholen- nur der Form wegen. Vor einem Jahr war ich in dieser Situation, als ich mir eine einfache Frage stellte: „Wer bin ich?“

Vor einem Jahr beim Planen dieses Blogs war meine größte Frage, woher ich einen Englischübersetzer für meine Texte bekommen könnte. Ich selbst bin Berufsübersetzerin und der Webmaster dieser Seite meinte, ich sollte sie einfach selbst übersetzen. Englisch gehört nicht zu meinen Arbeitssprachen, und bloß der Gedanke daran, dass ich Texte mit falschen Ausdrücken und Grammatikfehlern veröffentlichen würde, fühlte sich schrecklich an.

Ich habe niemals englische Übersetzung studiert. Noch vor zehn Jahren, fühlte ich mich nicht wohl, wenn ich jemanden Englisch sprechen hörte. Sobald ich George Bush im Radio hörte, schaltete ich es aus. Durch Youtube-Videos öffnete ich mich dieser Sprache und ich begann 2007 mit dem Film „Zeitgeist“ Englisch zu lernen.

Als ich mir den Film zum ersten Mal ansah, blieb ein großer Teil mir verborgen. Ich verstand nur, dass die Sache wichtig war. Ich sah mir diesen Film dutzende Male mit gespitzten Ohren an und verstand immer mehr vom Inhalt. Vor einem Jahr hatte ich keine Schwierigkeiten englischsprachige Videos zu verstehen. Aber eigene Texte mit Fehlern zu veröffentlichen, fühlte sich trotzdem unmöglich an. Der Inhalt war jedoch so wichtig, dass das Unmögliche zur Wirklichkeit wurde. Ich brauchte niemanden um Erlaubnis bitten, eigene Texte zu übersetzen.

Nachdem ich meinen Text in vier Sprachen geschrieben habe, könnte man denken, dass ich ihn in- und auswendig kenne. Oftmals passiert es jedoch, dass ich nach einer oder zwei Wochen nach Erstellen eines Textes nur eine verschwommene Erinnerung habe, was ich schrieb. Wenn ich auf der Webseite den Text lese, fühlt es sich an, als würde ich ihn zum ersten Mal lesen.

Im Deutschen gibt es den Ausdruck „über seinen Schatten springen“, wenn Menschen über sich selbst hinauswachsen. In anderen Worten: Man sieht ein neues Konzept, das Vorurteile, Vorstellungen und Überzeugungen des Ego ausschließt. Diese Metapher beschreibt genau das, was mit mir passiert ist: Ich bin über meinen eigenen Schatten gesprungen, habe das Ego besiegt. Das Ego, das versucht, die Kontrolle über einen selbst zu behalten, ist wirklich nur ein Schatten dessen, was wir tatsächlich sind.

Die Idee, dass der Zerfall der Kulturen beginnt, wenn die Form beginnt wichtiger als der Inhalt zu werden, beinhaltet auch Ideale, Wertvorstellungen und Überzeugungen. Einer hält als Zerfall etwas, was für den anderen ein Neuanfang ist.

In den 1990er Jahre zur Zeit der tiefen wirtschaftlichen Depression wurde in Finnland ein interessantes Phänomen beobachtet: Die Selbstmordrate im Land stieg dramatisch an, aber zur gleichen Zeit sind viele Menschen näher an ihr wahres Ich gekommen. Der Zusammenbruch hat für sie ein geistiges Wachstum ermöglicht: Sie konnten ihre inneren Kräfte aktivieren.

Vielleicht sind die aktuelle globale Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und die damit verbundenen Folgeerscheinungen nicht Zeichen des Verfalls, sondern Mittel des Universums, um ein Gleichgewicht zu erreichen. Ich glaube, dass die Menschheit eine wundervolle Zukunft vor sich hat. Wir müssen dies einfach real machen.

Siehe auch:

Wer bin ich?

Vorgeschmack auf das Bevorstehende

Video:

Zeitgeist